Ein kleiner Blick in die Geschichte des TSV


1994 vom Vereinsvorsitzenden Jochen Liebe - zum 100 jährigen Bestehen des TSV Reinhardtsgrimma


F e s t r e d e zum 100-jährigen Vereinsjubiläum


Unser Sportverein, der frühere Turnverein Reinhardtsgrimma, feiert in diesen Tagen sein 100 jähriges Bestehen. Ich glaube, das ist Grund genug Rückschau zu halten, auf die vielen Erfolge des Vereins, auf Tradition, auf schwierige Situationen, auf die Tätigkeit der Sportler und Funktionäre, die diesen Verein ins Leben riefen und ihn bis heute geprägt haben. Für mich war es nicht ganz einfach Dokumente, Wichtiges und weniger Wichtiges über die Geschichte des Vereins zusammenzutragen. In vielen Stunden des recherchierens und unter der Mitwirkung der Sportkameraden Günter Weidig und Siemund Träger ist es mir gelungen, markante Punkte der Geschichte des Vereins zu finden. Ich möchte aber um ihr Verständnis bitten, wenn Jahreszahlen oder vielleicht Namen von der Realität etwas abweichen sollten.

Es war der 6. Juli 1862, Weihtag des Zentralturnplatzes gegenüber der Buschhaus-Schänke. Die Bevölkerung war in Scharen gekommen und über 600 Turner zogen zum Festplatz. Der Tag verlief festlich, es wurde geturnt und die Gäste nahmen viele Anregungen mit nach Hause. Wenige Jahre später rauscht über den ersten deutschen Zentralturnplatz der Wind. So patriotisch der Gedanke, so hochherzig die Stiftung, so lag ihm doch ein Fehler zu Grunde. Wer konnte auch ahnen, daá sich das Turnen so entwickeln würde. Es wurden viele Vereine gegründet, auch in kleineren Orten, und so ging das Interesse an einem Zentralturnplatz zurück. Der hiesige Verein hatte keine Mittel um so einen großen Platz zu erhalten. Die Stätte verfiel.

Reinhardtsgrimma muß wieder einen Turnverein haben, sagte sich der Schuhmacher Anton Schubert und berief für den 3. Mai 1894 eine Versammlung in den Gasthof zum "Goldenen Hirsch". Der TV Dippoldiswalde hatte eine Turnfahrt nach Reinhardtsgrimma unternommen und versuchte durch Vorführungen von Turnübungen, Interesse am Turnen zu wecken. Der Zweck wurde auch erreicht und im neu gegründeten Verein traten sofort 37 Mitglieder und 12 Zöglinge, wie damals die Jugendlichen genannt wurden, bei. Etwa 10 Monate später erfolgte der Anschluß an den Müglitztalturngau.

Von den gründeten Mitgliedern seien einige genannt:
Anton Schubert (Gründer und 1. Vorsitzender des Vereins)
Hermann Jugel (Turnwart)
Otto Röllig (Schriftwart)
Hermann Orgus (Kassenwart)
Wenzel Hirschberger (Zeugwart)
ferner Josef Dreßler, Oswald Leichsenring, Max Küchler, Oswald Flasche, Otto Grahl von den Zöglingen: Paul Flasche, Arthur und Richard Dreßler um nur einige zu nennen.

Geturnt wurde während des Sommers im Garten und im Winter im Saal des oberen Gasthofes. Als der Garten 1897 durch Hochwasser zerstört wurde, turnte man mehrmals auf dem oberen Dorfplatz. Später zog man in den Gasthof zum "Erbgericht" um. Im Sommer 1898 wurde eine Wiese in der Dorfmitte für 10,00 M Pacht jährlich zum Turnen genutzt. Um Geräte für das Turnen anzuschaffen und um die dünne Vereinskasse aufzubessern wurden zu dieser Zeit Büchsensammlungen durchgeführt. 1912 erhielt der Verein von Herrn Senfft von Pilsach, Ehrenmitglied des Vereins, einen 1500 qm großen Turnplatz geschenkt. (Das Gelände unseres heutigen Sportplatzes und der Turnhalle). 1913 wurde dem Verein, als das Turnen im Saal des Erbgerichtes auf Schwierigkeiten stieß, auch noch der Malzboden der Brauerei zur Verfügung gestellt.

Einige Namen von Funktionären und Turnern aus dieser Zeit, die sich Verdienste um den Verein erworben haben, sollen hier genannt sein. So waren der Vorsitzende, der schon erwähnte Anton Schubert, weiter Wenzel Hirschberger, Oswald Herklotz und Arthur Dreßler. Das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden wurde 1900 eingeführt. Hier wären zu nennen Richard Lempe, Alfred Leichsenring und Reinhardt Steinigen. Erster Turnwart war Lehrer Jugel. Es folgten Arthur Dreßler, Paul Flasche und Alfred Leichsenring. Letztgenannten ist besonders die positive Entwicklung des Turnens zu dieser Zeit zu verdanken. Das Amt des Hauptkassierers hatten folgende Sportkameraden inne: Herr Orgus Herr Hirschberger, Herr Flasche, Herr Vogler. Als Vorturner bestätigten sich Herr Riedel, Herr Börner, Herr Heerklotz, Herr Hirschberger, Herr Lempe, die Brüder Steinigen und Herr Töpfer. Ganz besonders möchte ich Herrn Kurt Grahl als Vorturner nennen. Ich freue mich ganz besonders, daß er zu unserer Festveranstaltung kommen konnte. Erwähnenswert aus dieser Zeit wäre, der sehr aktive Vergnügungsausschuß, der Theater- und Konzertauffhrungen vorbereitete und durchführte.

Die Jahre des 1. Weltkrieges gingen am Verein nicht spurlos vorüber. Einige Sportkameraden wurden Opfer dieses Krieges. Ihre Namen wurden auf einem Gedenkstein verewigt. Dieser wurde am 2.10.1921 feierlich enthüllt. Diese Tafel ist in unserer kleinen Ausstellung im Vereinszimmer zu sehen. Wir hoffen für diese Tafel noch einen geeigneten Platz zu finden. An 28.7. 1923 wurde in einer Hauptversammlung, der Beschluß gefaßt, auf dem Turnplatz eine Turnhalle zu bauen.



Richtfest Pfingsten 1924

Es wurde mit der Unterstützung der Bevölkerung gerechnet und man hatte sich nicht getäuscht. Das Vereinsmitglied Edgar Hamann entwarf den Plan und leitete den Bau in dankenswerter Weise. Am 5.8. 1923 wurde der Grundstein gelegt. Ende 1924 war der Bau soweit vorangekommen, daß am 14.12. erstmals in der Halle geturnt werden konnte. Der Bau selber war mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Alle Vereinsmitglieder und viele Einwohner von Reinhardtsgrimma brachten erhebliche Opfer an Zeit und Arbeit auf, um den Bau voranzubringen. So war z.B. das Heranschaffen der Baustoffe eine gewaltige Arbeit. Die hiesigen Landwirte unterstützten den Verein vorbildlich. Den Umfang dieser Arbeit kann man sich nur vorstellen, wenn man erfährt, daß z.B. ein Landwirt, etwa 140 Fuhren machte und das zu damaliger Zeit. Es war Inflationszeit und bares Geld nutzte nicht viel. Barausgaben ließen sich aber nicht umgehen, da schenkten die Gutsbesitzer ein wertbeständiges Zahlungsmittel durch die Veranstaltung einer Getreidesammlung, welche dann längere Zeit die Kasse des Baus stärkte.
Trotz großer Unterstützung durch die Zimmerleute, Maurer und sonstigen Arbeiter, die großes Entgegenkommen bei Lohnzahlung zeigten, versiegten die Mittel zum Jahresende. Winterliches Frostwetter und Geldmangel zwangen dazu, die Baumaßnahmen einzustellen. Im Frühjahr 1924 waren aber doch wieder Mittel vorhanden. Anleihen ließen sich allerdings nicht mehr umgehen. So wurde dann eifrig weiter gebaut. Deshalb konnte schon in Sommer Hebefest gefeiert werden. Hierbei spendeten die Einwohner von Reinhardtsgrimma Lebensmittel und wertvolle Gegenstände. Im Vereinslokal wurde dann Hebeschmaus gefeiert und man hatte das Gefhl, daß der Bau unter allen Umständen zu Ende geführt werde. Vom 1. bis 3. Mai 1926 fand die feierliche Einweihung unserer Turnhalle statt. Noch heute müssen wir allen Beteiligten dankbar sein, die zum Gelingen dieses Baues beigetragen haben. Für unseren kleinen Verein war es eine riesige Leistung.
Der Bau der Turnhalle war also vollbracht und der Verein hatte sehr gute Bedingungen für seine Sportler geschaffen. Der Verein lebte auf, was die Vereinsleitung sicherlich sehr freute. Aber nicht nur Freude war mit der Fertigstellung der Halle verbunden. Eine schwere Hypothek lastete besonders auf der Vereinsleitung. Wie schon erwähnt, hatte der Verein zum Bau der Halle auch Anleihen aufnehmen müssen. Diese in den folgenden Jahren zurückzuzahlen, war eine sehr schwierige Aufgabe.



In einem Schreiben vom 14. März 1931 war z.B. zu lesen, daß die Zinsen des Darlehens des Arbeits- und Wohlfahrtsministeriums von 4% auf 7% erhöht wurden. Weiter hieß es, durch den Steuerausfall der 28 erwerbslosen Vereinsmitglieder und durch die allgemeine schlechte wirtschaftliche Lage, war es unmöglich Sammlungen mit Erfolgt vorzunehmen, so wird der Verein auch ein Opfer der Zeit und ist infolgedessen nicht in der Lage, die hohen Zinsen aufzubringen. Trotz dieser schwierigen Situation, sind aber Tilgungsquartale pünktlich eingehalten wurden. Auch das zeichnete die damalige Vereinsleitung um Reinhard Steinigen aus. Aber wie in vielen Dingen des Lebens gibt es auch aus dieser Zeit viel positives zu berichten. Eine Statistik vom 2.1. 1932 sah wie folgt aus: 88 männliche und 40 weibliche Mitglieder.

Am 13. Januar des gleichen Jahres stand im Dippser Tagesblatt folgender Artikel: Einen äußerst genußreichen Abend bot der Turnverein der Einwohnerschaft mit der erstmaligen Darbietung eines Bühnenschauturnens in seiner geräumigen Turnhalle am Sonntagabend. Die Vereinsleitung hatte wohl kaum einen solchen Besuch erwartet. Von der Bezirksleitung war der Bezirks-Schrift und Pressewart Nickel - erschienen, der auch am Ende der Aufführungen seiner Freude Ausdruck verlieh, über die vorbildliche Organisation des Abends, als auch über die sinnreiche im echten Geist des Turnvaters Jahn aufgebauten turnerischen Vorführungen des Vereins, als Landverein, was doppelt anzuerkennen sei und anderen Vereinen als Vorbild dienen möge. Dies sei aber nur der zielbewußten Vereinsleitung zu verdanken. Die Einwohnerschaft von Reinhardtsgrimma könnte stolz auf einen solchen Verein sein und möge ihn in jeder Beziehung unterstützen. Soweit aus den Dippser Tageblatt.

Sicherlich spielte der Erfolg dieses Schauturnens auch eine wichtige Rolle für das Gesamtergebnis des Vereins im Jahr 1932. In dem Jahresbericht über den Turnbetrieb, von Werner Hanske (Oberturnwart), war u.a. folgendes zu lesen:
Zitat:
Die Zahl der Teilnehmer an den Turnstunden der Turner betrug 102 Davon entfallen 834 auf die Mitglieder und 268 auf die Jugendturner. Geturnt wurde an 94 Abenden. Lobenswert ist wieder Herr Wegbrodt hervorzuheben, der von 94 Abenden, 84 besucht hatte. Im Juni dieses Jahres wurde zum ersten Male in unserem Verein mit Frauenturnen begonnen. Mit 10 Frauen begannen wir. AIle waren bestrebt, möglichst keinen Turnabend zu versäumen. Es ist zu hoffen, daß auch noch andere Frauen unseres Dorfes gefallen am Turnen finden. Am zahlreichsten waren stets die Turnstunden der Jugendlichen. So besuchten im Durchschnitt 26 Mädchen und 2 Knaben die Turnstunde. Am 4. Oktober führte der Verein sein Abturnen durch. Preise errangen dabei:
Curt Wegbrodt Alfred Finke, R. Zipser, Alfred Crönertz, Werner Hanske, bei der Jugend: H. Rütterich, bei den Frauen: E. Fiedler, Freia Flasche, Irmgard Flasche.


40 Jahre Turnverein 1934


Vielleicht noch ein Beweis von regen Vereinsleben und den freundschaftlichen Verbindungen zu anderen Vereinen aus dieser Zeit. Es war der Himmelfahrtstag des Jahres 1935 und die Turngemeinde Dresden machte einen Wandertag mit dem Endziel Reinhardtsgrimma.

Ich zitiere aus dein Mitteilungsblatt der Turngemeinde Dresden e.V. "Der Saal des Gasthofes vermochte die Menge der turnerischen Scharen nicht zu fassen, über 350 wurden gezählt. Nach den Mittagesen und Gesangsdarbietungen, begrüßte der Vereinsführer des TV Reinhardtsgrimma und der Bürgermeister, der auch Turner ist, die Dresdner. Danach entwickelte sich ein reges Sporttreiben auf dem Turnplatz und in der Turnhalle. Zwei Faustballspiele gegen Reinhardtsgrimma wurden gespielt. Die Handballer spielten auf der anderen Spielhälfte, während in der schönen vereinseigenen Turnhalle alle Turngeräte in Benutzung genommen wurden. Gegen 18.00 Uhr wanderte das Dresdner Turnvolk wieder zurück. Unser aller Dank gilt der Vereinsleitung, sowie dem gesamten TV Reinhardtsgrimma für diesen schönen Tag."

Wie man bis jetzt aus meinen Schilderungen entnehmen kann, bestand das sportliche Hauptinteresse des Vereins im Turnen. Aber es gab, schon in dieser Zeit und davor, einige andere sportliche Initiativen. Um die Vereinskasse aufzubessern und die Schulden aus dem Turnhallenbau zu begleichen, wurde wieder Theater und Operette gespielt. Einen ganz besonderen Anklang fand hier die Aufführung des Zigeunerbarons. Auch ein Spielmannszug des Vereins, trat zu verschiedenen Anlässen auf. Ebenfalls gab es schon Fußballmannschaften im Männer und Kinderbereich.


Im Jahre 1940 machte der Spielwart Helmut Küchler folgenden Spielbericht: Es ist erfreulich heute feststellen zu können, daß der Verein zwei gute Jugendmannschaften hat. Die A-Mannschaft machte 23 Spiele und gewann 11, die B-Mannschaft gewann 6 Spiele, bei 12 ausgetragenen. Hier einige Namen von Sportkameraden, die in diesen Mannschaften spielten: W. Kaiser, Karl Flasche, Günter Weidig, Erich Grahl, Gerhard Luckow, H. Bohrmann, W. Reichel, Gerhard Kempe. Unterstützung fanden beide Mannschaften auch in dem Betreuen Fritz Walther.

Die schlimmste Zeit deutscher Geschichte hatte mit den Kriegsjahren des 2. Weltkrieges begonnen. Auch am TV Reinhardtsgrimma ist diese Zeit nicht spurlos vorüber gegangen. Viele Sportler des Vereins wurden zur Wehrmacht eingezogen. Leider kamen nicht alle aus dem schrecklichen Krieg zurück. In einen Schreiben vom 3.4. 1940 teilte der damalige Geschäftsführer Willy Sommerschuh, dem Reichsbund für Leibesübungen Sportbezirk Dresden mit, daß der Vorsitzende des Vereins Rudi Hauswald zur Wehrmacht eingezogen wurde. Leider kehrte auch Rudi Hauswald nicht aus dem Krieg zurück. Auch unsere Turnhalle mußte für einen anderen Zweck als zum Sporttreiben herhalten. Es wurden ca. 300 Tonnen Getreide eingelagert.

In einer Statistik vom 30.3. 1940 spiegelte sich diese schreckliebe Zeit noch einmal wieder. So gab es im Bereich Turnen, Kinder 10-14 Jahre noch 18 Mitglieder und 14-18 Jahre noch 17 Mitglieder. Im Jahre 1941 kam der gesamte Sportbetrieb des Vereins zum erliegen.

Es war 1946, der Krieg gehörte der Vergangenheit an und das Leben normalisierte sich. Der SV nannte sich nun Sportgemeinschaft Reinhardtsgrimma. Erste Anfänge der sportlichen Betätigung war wieder das Turnen. Auf dem oberen Saal, in "Goldenen Hirsch", fanden erste Turnabende statt. Besonders aktiv waren hier Elfriede Alter, Helmut Küchler, Herbert Küchler und Günter Thiele. Aber gerade im Männerbereich bestand großes Interesse in Richtung Fußball. So wurde in einem der ersten Fußballspiele dieser Zeit, Lauenstein mit 10:0 bezwungen.

Einige Spieler dieser Mannschaft waren Karl Flasche, Werner Vetter und Günter Weidig. Erster Vorsitzender nach dem Krieg war Helmut Küchler und die Funktion des Hauptkassierers übte Herbert Träger aus. Fußball wurde jetzt zu einem Aushängeschild der Sportgemeinschaft. Auch eine Platzsperre 1952 konnte diesen Weg nicht stoppen. Ein großer Erfolg Mitte der 50er Jahre war u.a. der Staffelsieg mit der Jugendmannschaft in der Müglitztalstaffel. Damals wurde getrennt in Müglitztal und Weißeritztal gespielt. Diese Mannschaft betreute Dieter Lehmann. Ebenfalls ein großer Erfolg war die Teilnahme einer Schülermannschaft an einem Fußballturnier in der Berliner Wuhlheide. Übungsleiter war damals Raimund Hamann. Unterstützung fand der Fußball durch einige Schüler der Fachschule Reinhardtsgrimma, die in der hiesigen Männermannschaft mitspielten.

Aber es wurde nicht nur Fußball in Reinhardtsgrimma gespielt. Gerade in den 50er und 60er Jahren gab es Frühjahrs- und Herbstsportfeste, die bei den Sportlern sehr beliebt waren. Ein Mann, der in dieser Zeit großen Anteil am Sporttreiben des gesamten Vereins hatte, war Rudi Müller. Es war seiner Initiative zu verdanken, daß Sportlerinnen aus Reinhardtsgrimma zweimal am Deutschen Turn- und Sportfest in Leipzig teilnahmen. Teilnehmer waren u.a. Anita Wolf, Gerlinde Groß, Thea Schneider, Irene Thierfelder, Lieselotte Küchler, Renate Keppler, Helga Zeibig, Rosemarie Kirsten um nur einige zu nennen. Später nehmen regelmäßig Sportlerinnen und Sportler aus Reinhardtsgrimma an Sportfesten in Freiburg an der Unstrut teil. Aber Rudi Müller war nicht nur hier sehr aktiv, auch als Stellvertretender Vorsitzender arbeitete er in der Leitung mit.

1. Vorsitzender war damals Willy Sommerschuh. Er leitete die SG 19 Jahre und die Entwicklung des Sports in Reinhardtsgrimma ist eng mit seinem Namen verbunden. Nach ihm übernahmen die Leitung Bernd Küchler, Fred Gudera und ab 1983 meine Person. Hauptkassierer waren Josef Löbel, Günter Löbel, Elfriede Müller, Rudi Kern und Siegmund Träger. 23 Jahre hatte Siegmund Träger diese Aufgabe inne. Es waren für ihn auch ganz schwierige Zeiten dabei. Besonders die Jahre 1980 bis 1982 als er die Funktion des Hauptkassierers und Vorsitzenden in einer Person ausübte.

Aber noch einmal zurück. Im Jahre 1958 wurde mit der damaligen MTS Kreische, eine Vereinbarung als Trägerschaftsbetrieb abgeschlossen. Die SG Reinhardtsgrimma nannte sich nun BSG Traktor. Sie wurde von der MTS nicht nur finanziell, sondern auch durch Bereitstellung von Fahrzeugen unterstützt. Besonders die Fußballer kamen in den Genuß dieser Unterstützung. Bei Auswärtsspielen stand immer ein LKW zur Verfügung. Die 60er und 70er Jahre waren wohl, was den Fußball betrifft, die erfolgreichsten der BSG. Unter der guten Sektionsleitung von Fritz Walther, später Gerhard Wolf und Horst Sommerschuh, er ist Sektionsleiter seit 1970, nahm der Fußball in Reinhardtsgrimma einen großen Aufschwung. Hier einige Erfolge der Sektion Fußball:
Seit dem Aufstieg 1958 hat die 1. Mannschaft immer in der 1. Kreisklasse gespielt. Neben einigen Kreismeistertiteln und Pokalsiegen war man 1961 besonders erfolgreich. Die 1. Mannschaft gewann den FDGB- Pokal und den Landsportpokal. 1968 und 1975 wurde der Bezirkslandsportpokal gewonnen. Dreimal stieg die 1. Mannschaft in den 70er Jahren in die Bezirksklasse auf. Ein guter Betreuer der Mannschaft war in dieser Zeit Andre Luckow.

Auch im Nachwuchsbereich sah es recht gut aus. Unter dem Übungsleiter Withold Donath schaffte z.B. die Juniorenmannschaft den Kreismeister. Mit dem Übungsleiter Lothar Stevens, gewann wiederum die Juniorenmannschaft den Kreismeistertitel, es folgte der Aufstieg in die Bezirksklasse, später sogar Bezirksliga.
Das war 1971 - 1974.

Auf Grund unserer grenznahen Lage wurde auch, mit Unterstützung des Kreisvorstandes Dippoldiswalde, Freundschaftsvergleiche mit Sportlern aus der damaligen CSSR und Polen ausgetragen. Leider konnten diese guten Ergebnisse in den folgenden Jahren nicht fortgeführt werden. Ein wesentlicher Grund hierfür war, daß Fehlen von Nachwuchsmannschaften. 7 Jahre lang verfügte der Vererein über keine Nachwuchsmannschaft im Fußball. Es fanden sich keine Übungsleiter für junge Fußballer. Aber 1983 war es uns, nach großer Anstrengung möglich, wieder Nachwuchsmannschaften zu melden. Hier sei auch die Zusammenarbeit mit der Schule erwähnt. Viele Schüler wurden Mitglied in der Sportgemeinschaft. Patenschaftsverträge zeugen von dem Zusammenspiel Schule und Sportverein.

Mit den Übungsleitern Reinhard Pusch, Gerhard Zimmermann und Alfred Meyer, konnten wir gleich 3 Nachwuchsmannschaften ins Rennen schicken. Schon im ersten Jahr stieg die Juniorenmannschaft in die 1. Kreisklasse auf und die Schülermannschaft wurde Spartakiadesieger. Durch geburtenschwache Jahrgänge wechselte die Beteiligung dieser Mannschaften an den Punktspielen. Heute kann ich voller Stolz sagen, daß sich die jahrelange Arbeit im Nachwuchsbereich gelohnt hat.

Die Juniorenmannschaft und auch die Schülermannschaft sind in diesem Jahr Kreismeister geworden. Ein ganz besonderer Dank gilt den heutigen Übungsleitern Rolf Winkler, Jörg Richter und Rene Walther bei den Junioren und Reinhard Pusch bei der Schülermannschaft. Die Vereinsleitung schaut also recht optimistisch in die Zukunft, denn diese jungen Spieler sollen doch einmal die Männermannschafften verstärken. Die jetzigen zwei Männermannschaften werden von Rolf Winkler und Frank Walther betreut.

Zur Sektion Fußball gehört auch unsere Seniorenmannschaft. Sie bestreitet ein recht umfangreiches Spielprogramm. Schon zur guten Tradition sind die jährlichen Vergleiche gegen Dynamo Dresden geworden. Betreuer dieser Mannschaft sind Andre Luckow und Horst Scheffler. Zum Fußball gehören nicht nur die Spieler, auch die Schiedsrichter dürfen nicht vergessen werden. Für unseren Verein sind oder waren folgende Männer in "Schwarz" tätig: Helmut Stevens, Werner Vetter, Georg Gössel, Max Kluge, Horst Scheffler, Heinz Grahl, Andre Luckow, Jens Jendretzke und Maik Ählig.

Aber nicht nur der Fußball prägte das Gesicht des Vereins. Auch Billard, um noch einmal etwas zurück zublicken, war eine Sportart die im Verein betrieben wurde. Anfang der 60er bis Ende der 70er Jahre gab es viele Sportfreunde in Reinhardtsgrimma, die diesen schönen Sport betrieben.

Aktiv waren hier, Alfred Gudera, Günter Helbig, Werner Vetter, Heinz Grahl, Heinz Müller, Wolfgang Herfurt, Gottfried Böhme und Werner Domscheit. Billard wurde in der KG gespielt. Der ständige Wechsel der Wirtsleute der Konsumgenossenschaft und die sich ständig veränderte Nutzung des Billard-Raumes, machten den Spielbetrieb unmöglich. Trotz ernsthafter Bemühungen des Sektionsleiters Rainer Lehmann und der Leitung, ist es uns nicht gelungen die Sektion Billard wieder zum Leben zu erwecken.

Ein wohl ganz wichtiger Aspekt in Leben des Sportvereins Reinhardtsgrimma, ist der Faschingsclub. Schon 1951 fanden die ersten Faschingsbälle, damals im "Erbgericht" statt. Initiator dieser Veranstaltungen war Conny Ittner, Kurt Kaiser, Gottfrieed Vogler und Werner Vetter gehörten ebenfalls zum Faschingsclub. Ab 1952 fand das närrische Treiben in der Turnhalle statt. Viele Stunden wurden beim Aufbau der Dekoration und beim Durchfhren der Veranstaltungen geleistet. Bei über 500 Besuchern, die zu den Faschingsbällen in die Turnhalle kamen, war sicherlich manchem Verantwortlichen nicht immer wohl dabei. Später wurden diese Faschingsveranstaltungen wieder in den Konsumsaal verlegt. Hier gab es immer wieder große und kleine Probleme mit dem Konsum und den jeweiligen Wirtsleuten. In einem Jahr war das ganze Dekorationsmaterial verbrannt worden. Faschingsclubmitglieder reparierten das defekte Dach der Konsumgaststätte, schafften Kohlen herbei und bewerkstelligten das Heizen des Saales. Auch Tische und Stühle wurden von ihnen repariert, um nur einige Probleme zu nennen. Die Clubmitglieder opferten hierbei viel persönliche Freizeit, denn die Einnahmen, die in Vereinskasse flossen, wurden ja auch dringend gebraucht. Reinhard Pusch ist seit 1967 Chef des Faschingsclubs, vor ihm war es Heinz Lustinee um nur zwei Namen zu nennen.



Der Faschingsclub

Nicht vergessen möchte ich den jährlichen Kinderfasching, der in Reinhardtsgrimma und der näheren Umgebung sehr beliebt war. Es macht viel Spaß aber auch viel Arbeit. Leider sind die Faschingsveranstaltungen z.Z. nicht mehr durchführbar, denn es gibt keinen Saal in Reinhardtsgrimma. Auch die Einnahmen fehlen in der Vereinskasse.

Durch die Auflösung der MTS Kreischa flossen auch von dort keine Zuschüsse mehr in die Vereinskasse. Es mußte etwas unternommen werden. Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Betrieben wurde verbessert und zu gleicher Zeit der Name von BSG auf TSG Reinhrdtsgrimma geändert. Mit einer Trägerschaftsvereinbarung zwischen LPG Reinhardtsgrimma und Sportgemeinschaft, sowie VEB Kfz -Teile und Sportgemeinschaft versuchten wir, einmal mehr Bürger zum Sporttreiben anzuregen, aber auch Unterstützung von diesen Betrieben zu bekommen.

Der Verein führte mehrere Wanderungen durch und auch Hallensportfeste wurden veranstaltet. Für die gute Organisation waren Günter Thiele und Jürgen Raab verantwortlich. Die Teilnahme von zahlreichen Bürgern aus dem Ort, war recht gut. Aber auch regelmäßig treiben Einwohner von Reinhardtsgrimma Sport in unserem Verein. Unsere Frauengruppe z.B. führt regelmäßig ihre übungsstunden durch. Hlier wären besonders zu nennen, Elfriede Müller, Anita Wolf, Charlotte Sobotka oder Gisela Winkler. Leider besteht die zweite Gruppe Frauensport und auch der Altherren- Sport freitags wegen mangelnder Beteiligung nicht mehr. Es wäre schön, wenn sich wieder Frauen und Männer aus dem Ort finden würden, um in diesen Gruppen Sport zu treiben.

In der Aufzählung der Leistungen unserer Sportgemeinschaft ist unbedingt die Rekonstruktion unserer Turnhalle, Anfang der 70er Jahre nicht zu vergessen. Viele Sportler leisteten eine große Zahl von Stunden, um bei dem Umbau mitzuhelfen. Ganz aktiv zu dieser Zeit waren: Anita Wolf, Horst Scheffler, Gerhard Wolf und Rudi Müller.


Frauen mit Rudi Müller


Sicherlich kann man,vom Umfang her, den Neubau der Halle 1923 und den Umbau in den 70er Jahren nicht vergleichen, aber es leisteten auch bei der Rekonstruktion die Sportler viele unbezahlte Arbeitsstunden.

Leider ist nun, nach über 65 Jahren des Baus der Halle, eine erneute Rekonstruktion nicht zu umgehen. Wir als Sportler hoffen, daß diese Rekonstruktion, wie viele anderen Dinge auch, durch die Gemeinde vorangetrieben wird, damit wir recht bald wieder gute Bedingungen zum Trainieren haben. Denn die Unterstützun des Vereins, durch die Gemeinde, war schon immer recht gut.





Ob durch die Bürgermeisterin Karin Ziegan, zu DDR- Zeiten, oder jetzt durch Bürgermeister Roland Zahn. Die Gemeinde unterstützte uns beim Bau des Geräteschuppens, bei der Erneuerung der Beleuchtung der Halle, beim Kauf eines Rasenmähers für den Sportplatz im vergangenen Herbst, bei der Errichtung der kleinen Flutlichttanlage am Spielfeld. Ebenfalls leistete die Gemeinde auch schon ihren Anteil durch den Kauf des Landes, für unser groáes Vorhaben, der Bau eines Sportplatzes. Wir stecken z.Z. noch in der Vorbereitung für dieses Projekt, aber erste und entscheidende Schritte sind schon Unternommen wurden. Ein besonderer Dank gilt schon jetzt dem hiesigen Ingenieurbüro Greipl für die Projektierung der gesamten Anlage. Das Ingenieurbüro führte diese Aufgabe kostenlos durch.. Ob und wann wir die neue Sportanlage einmal einweihen können, hängt ganz entscheidend vom Regierungspräsidium Dresden ab, da wir von dort Zuschüsse erhoffen. Aus unserer schmalen Vereinskasse, das wird unserer jetziger Hauptkassierer, Gunter Hayard, bestäütigen, ist so eine große Aufgabe nicht zu bewältigen. Gunter Hayard hat diese Funktion seit 1984 inne.

Zum Schluß meiner Ausführungen, über die Geschichte des Vereins, noch einige Zahlen über seine Entwicklung.

Der Verein hatte 1948 60 Mitglieder, das erhöhte sich in den Jahren 1958 auf 162 Mitglieder, 1964 auf 200 Mitglieder, 1975 auf 260 Mitglieder. Es folgten Jahre der Stagnation 1980 235 Mitglieder, 1984 waren es 255 Mitglieder. Heute sind wir noch 164 Mitglieder im Verein. Nach der Wende haben viele den Verein verlassen. Ein Grund hierfür war, sicherlich unsere Beitragserhöhung. Aber mit 15,60 DM Jahresbetrag, wie zu DDR-Zeiten kann man als Verein nicht bestehen. Trotzdem ist ein Zuwachs an Mitgliedern, vor allem im Nachwuchsbereich wieder festzustellen.

Rückblickend auf die Vereinsgeschichte, möchte ich die Feierlichkeiten zum 90-jährigen Vereinsjubiläum noch erwähnen. Es machte damals viel Arbeit, aber auch viel Spaá das Jubiläum vorzubereiten und zu feiern. Ob die kleine Ausstellung über die Vereinsgeschichte, ob Vogelschießen, Lagerfeuer, Billardturnier oder Sportforum. Es kam alles bei unseren Sportlern und Einwohnern gut an. Ein besonderer Höhepunkt war damals der Treff unserer Alterssportler. Viele von ihnen waren schon dabei.

Heute, 5 Jahre nach der Wende in Deutschland, hat sich auch für unseren Verein vieles verändert. In Anlehnung an den alten Vereinsnamen, tragen wir heute den Namen Turn- und Sportverein Reinhardtsgrimma. Auch das neue Vereinsemblem ist unter Berücksichtigung des Alten entstanden. Trägerschaftsbetriebe, wie damals, gibt es nicht mehr. Zuschüsse von zentraler Leitung aus Dippoldiswalde sind gering geworden. Aber ohne Geld geht damals wie heute nichts. Aus diesem Grund möchte ich mich bei allen Sponsoren fr ihre Unterstützung bedanken. Ein ganz besonderes Dankeschön an unsere Hauptsponsoren, die Firmen Hamann, Göbel, Jäger und Greipl.

Was wäre der Verein ohne Funktionäre, Trainer, Betreuer und natürlich den Sportlern, die in vielen Stunden ihrer Freizeit, unentgeldlich Kleines und Großes für den Verein leisten. Ihnen ein großes Lob und danke für ihre uneigennützig geleistete Arbeit. Unser Verein, der TSV Reinhardtsgrimma kann auf eine traditionsreiche Vergangenheit zurückblicken. Wir wollen diese Tradition auch in Zukunft fortsetzen und hoffen auf eine gute und aktive Unterstützung aller Sportler, der Einwohner und auch der Betriebe unseres Ortes. Uns allen, wünsche ich heute und morgen noch ein paar schöne Stunden bei unserem Vereinsjubiläum.

Reinhardtsgrimma, Mai 1994

Jochen Liebe 1. Vorsitzender




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